Wednesday, February 28, 2007

al minia und danach

heute ist mittwoch. das ist in diesem semester mein minia-hangover-tag. das heißt: ich fahre jeden dienstag nach al minia, um dort zu unterrichten. eigentlich stehe ich fuer dienstag und mittwoch auf dem stundenplan, aber wen kümmern hier schon plaene. die butzis (= meine studentInnen) und die assistentin wollen nicht unbedingt einen extra-tag an der uni verbringen. ich, ehrlichgestanden, auch nicht. also war ich schnell verhandlungsbereit, als die mittwoch-studentInnen mich fragten, ob sie auch am dienstag unterricht haben koennten.

ich fahre also dienstags mit dem 8-uhr zug von kairo in den süden. es ist eine schöne zugfahrt, immer an einem kanal entlang und damit durch grüne felder und vorbei an palmenhainen und ähnlichen ländlich-südlichen idyllen. leider sehe ich die idyllen nicht immer, weil ich die 3 stunden im zug meistens mit korrekturen oder unterrichtsvorbereitungen zubringe. dennoch ist es schön, dazwischen aus dem fenster zu schauen und sich am grün des niltals zu erfreuen.

gegen 11 komme ich in minia an, besuche die dekanin, mit der es meistens irgend etwas wegen veranstaltungen oder ähnlichem zu besprechen gibt. ab 1/2 12 bin ich irgendwie und irgendwo auf der uni unterwegs, meistens verfolgt von studentInnen, die sich mit mir unterhalten wollen oder kleine tipps brauchen. wenn ich glueck habe, kann ich im assistentInnenzimmer mit den kollegInnen einen tee trinken.

um 1/2 1 beginnt mein unterricht. diesmal habe ich das 1. jahr und das macht mir grossen spass. es braucht aber auch viel vorbereitung, weil die studentInnen noch keinen großen wortschatz haben. als erstes habe ich ihnen eine wiederholung des wortschatzes aus dem buch vom letzten semester aufgezwungen und das buch auch selbst durchgesehen. ideal waere es, wenn das gehirn wie eine festplatte wäre und ich alle nicht im buch vorhandenen worte aus meinem gedächtnis löschen koennte. da das nicht geht (vielleicht wäre ich dann ja auch nicht mehr eloquent genug fuers bloggen), sind halt merkleistung einerseits und genaues vorschreiben und vereinfachen von all dem, was ich sagen moechte, andererseits noetig.

fuer gestern sah das dann so aus, dass meine "butzis" u.a. folgenden text als lückendiktat vorgeworfen bekamen:

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Wir haben seit einem halben Jahr Unterricht an der Al Alsun Fakultät der Al Minia Universität. Jetzt studieren wir Deutsch bei Frau Rosenauer. Sie ist aus Österreich. Es ist schwierig, sie zu verstehen. Aber sie sagt: "Aller Anfang ist schwer." Wir müssen ein Heft haben, weil es für diese Vorlesung kein Buch gibt. Wir müssen abschreiben, was sie an die Tafel schreibt. Wir müssen lesen und viel üben. Wir nehmen die Übungen wichtig. Die Vorlesung "Allgemeine Texte" ist am Dienstag. Unsere Lektorin kommt mit dem Zug aus Kairo. Wenn wir Fragen haben, kann uns Frau Ayat helfen. Aber sie wird nicht alles übersetzen. Die Themen der Vorlesung sind "Im Unterricht", "Wohnen" und die Länder, in denen die Menschen Deutsch sprechen. Wir müssen auch alle Wörter kennen, die wir im ersten halben Jahr gelernt haben. Wenn wir alle Übungen machen und fleißig arbeiten, wird die Prüfung für uns nicht schwer sein.
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sie bekamen ein blatt mit diesem text, in dem ich grosszügig löcher freigelassen hatte. ich las ihnen dann den ganzen text vor und sie mussten die fehlenden worte einsetzen. so bekommen sie schrittweise mit, dass sie mich wirklich verstehen können und kriegen keine panik. das ist nämlich das problem mit den aegyptischen butzis: sie glauben nicht an ihre fähigkeiten. frau muss ihnen also zuerst selbstvertrauen beibringen. sobald sie dieses dann haben, wächst es so schnell, dass sie recht leicht "oberg'scheit" werden und frau sie wieder einmal ordentlich anschreien oder sonstwie emotional und dramatisch zum arbeiten pushen muss.

das ist anstrengend. deshalb bin ich meist relativ weggetreten, wenn ich am spaeteren abend nach hause komm, zumal ich im zug meistens auch versuche, noch nützliches zu tun, z.b. schon die nächsten dinger zu korrigieren. gestern wars der test, dessen 1. teil der o.a. lückentext ist und - oh weh - die butzis kuemmern sich null um gross- und kleinschreibung. (ich muss diesen blog streng vor ihnen geheimhalten, sonst sagen sie wohl das gleiche über mich ;-)) manchmal trinke ich auch zu viel schwarzen tee, dann bin ich beim heimkommen überdreht und labere meinen mann noch bis mitternacht mit jedem minia-detail voll.

gestern war mein tee-konsum mässig und mein laber-opfer nicht da, also hab ich mir zdf-dokukanal reingezogen bis ich es zumindest wieder schaffte, mich vom sofa zu erheben und ins bett zu gehen.

manchmal fasse ich es kaum, dass der unterricht in minia (exklusive vor- und nachbereitungen, zugegeben) - und damit mein hauptjob hier - in einem tag von gut 12 stunden zu erledigen ist. wenn ich aber mitberechne, dass ich am tag darauf meistens nix g'scheites weiterbring und mich manchmal richtiggehend verkatert fuehle, sind diese 12 stunden offensichtlich recht ausgiebig...

gegen minia-kater hilft eine computer-session natuerlich nicht. ich ziehe mich also zur home-aerobic zurueck, dann hab ich wieder power für meine diversen "offenen agenden".

ich hoffe, auch fuer euch stehen an diesem tag ein paar erfreuliche aussichten zur verfuegung.

alf-i-salama (1000 sicherheiten),

eure

niki alias andrea

Sunday, February 25, 2007

clouds over cairo

nach dem 5. versuch scheine ich nun doch eine stabile datenleitung erwischt zu haben. die ist noetig, um einen fragebogen meines oesterreichischen bueros zu beantworten. ganz schick - in datenbankform. leider muss frau zum bearbeiten staendig online sein. nun wo's bei mir ginge, haben die datenbankmenschen ein problem. ich hab also den error report abgesendet und kann meine dunkelgrauen gedanken mitteilen.

gestern war sandsturm, heute regnet es. gestern habe ich meinen unterricht vorbereitet, heute wollte ich an meiner diss arbeiten. bis jetzt war ich aber nur mit verbindungsaufbauspielereien beschaeftigt. dazwischen habe ich versuch, eine freundin versucht, zu ueberzeugen, dass sie selber files auf ihrem computer abspeichern kann. leider vergeblich. sie kommt spaeter zu mir. mittlerweile bin ich schon wieder muede (die putzfrau war um 1/2 7 hier und das heisst fuer mich fast so viel arbeit wie fuer sie) und hungrig und und mutlos.

das ist keine stadt, um eine dissertation zu schreiben... ich werde die stabile leitung freigeben und mich den korrekturarbeiten an einer magisterarbeit widmen. wenn ich schon nicht fertig werde, soll dies wenigstens anderen gelingen.

einen etwas lustigeren blick an der rand der stadt vom donnerstag (aus einem mail an meine mutter):
am donnerstag, den 23. februar 2007 habe ich

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ein paar bluehende pflanzen gesehen: ich habe (zum glueck gemeinsam mit meiner alten freundin von der botschaft, die ja jetzt in pension ist und fuer derlei eskapaden zeit und auch ein auto hat) gestern eine freundin besucht, die nun ein wenig ausserhalb von kairo wohnt. die gegend liegt eigentlich in der wueste, aber vor ein paar jahren hat man begonnen, dort, wo nur einige wenige bauernhaeuser waren, die hiesige variante von "schrebergaerten" aus dem boden zu stampfen. die freundin wuerde den vergleich wohl nicht gutheissen: es sind eigentlich kleine palaeste, die dort gebaut werden. fertig ist das clubhaus, das einem schrebergartenwirtshaus auch nur entfernt aehnelt, weil es fast so gross ist wie das schloss wilhelminenberg und u.a. auch ueber einen swimming pool und 2 grosse saele fuer hochzeiten verfuegt (die extrem fein gestaltet wurden). meine freundin und ihr mann nennen ihr domizil, das ueber 2 wohnungen von ja ca. 150 qm verfuegt, dennoch ihr "haeuschen", wohl auch, weil viele menschen dort noch groesser bauen. ich wuerde mich fuerchten, denn ihr haus ist zwar fertig, die eine nachbarin faengt aber gerade jetzt an zu bauen, der andere nachbar hat noch keinen baubeginn festgelegt.

jedenfalls haben wir 2 gaertnereien besucht, die nicht weit weg von der anlage liegen. das wasser fuers giessen kommt angeblich vom nil und es ist sehr beeindruckend, wie leicht die wueste offensichtlich mit diesem wasser gruen gemacht werden kann. wir haben auch die frische luft genossen. beim zurueckfahren sind wir dann im stau gelandet und haben unsere lungen wieder gut mit abgasluft versorgt. am ende war fast der ganze tag weg.
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aber immerhin wars ein recht interessanter tag. nur leider wieder nicht der rechte, um wissenschaftlich zu arbeiten.

eines tages finde ich noch raus, wie gross "greater cairo" ist. derweil laesst sich nur festhalten: ich vermisse wien, wo die baeume diesmal auch schon bluehn, wie sich unter:
http://viennawaits4u.blogspot.com/
gut sehen laesst.

ich vermisse wien, wo ich gut arbeiten kann und trotzdem luft zum leben hab.

ich vermisse wien, wo ein problem ein problem ist und ohne aufwendige dramatik geloest werden kann.

ich vermisse wien, das so lieb klein ist und dessen luft man atmen kann.

ich gehe jetzt und zaehle die tage, bis ich wieder nach wien kommen kann.

Monday, February 19, 2007

start

Eigentlich hätt ich ja eine Menge Dringendes zu tun. Was macht frau in so einem Fall? Sie macht sich keine Sorgen, probiert was Neues (i.e.: diesen Blog) aus und rechnet damit, dass durch den Lustgewinn auch ein langer Abend am Computer nicht mehr so traurig ausschaut wie vorher. Und wenns mir am Computer doch zu viel werden sollte, kann ich noch immer Examen korrigieren ;-))

Es ist also nicht einfach, an meinen Tätigkeiten zu erkennen, ob ich nun in Kairo lebe oder am Meer oder ganz woanders. Es macht (leider) auch manchmal nicht viel Unterschied. Nichtsdestotrotz ist hier ein kleiner Hinweis angebracht: Ein neues Magazin mit einem Text von mir ist grad ins Netz gestellt worden. Es gibt also Substanziell(er)es (insha'allah) zu lesen unter
http://www.austro-arab.net/

Da ich zwar keineswegs fotoscheu bin, fuer die Auswahl der passenden Bilder aber immer ein geruettelt Maß an Zeit brauche, gibt es derzeit weder hier noch im "Magazin" der oesterreichisch-arabischen Informationsplattform ein Bild von mir.

Aber vielleicht aendert sich das ja noch.

Liebe Gruesse aus dem Internet,

niki alias andrea